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Hand in Hand und auf gleicher Augenhöhe

DominiquepustetfriedenSchwester Dominique küsst gegen Ausgrenzung (Bild: Monika | Queer Factory)

(gayBrandenburg - Thema) Zur Eröffnung der 14. LesBiSchwulen T*our am 24. August auf dem Potsdamer Luisenplatz startete Schwester Dominique Lovette LAmour die Aktion "Dein Kuss gegen Ausgrenzung". Warum diese Aktion stattfand, darüber sprach gayBrandenburg mit Schwester Dominique.

In den letzten zwei Jahren hast du ja der LesBiSchwulen T*our deinen Segen als Schwester des Ordens der Perpetuellen Indulgenz erteilt. In diesem Jahr nicht. Ist die T*our denn kein Segen mehr für Brandenburg?

Ich finde die Tour großartig für Brandenburg. Gerade in ländlichen Gegenden ist Aufklärungsarbeit sehr schwierig, weil es eine sehr große Hemmschwelle gibt. Deswegen finde ich es wichtig, dennoch für jede Altersschicht ein Angebot zu schaffen, wo sich jeder ungezwungen informieren und austauschen kann. Die dazu gehörigen Workshops an Schulen und Jugendklubs finde ich sehr sinnvoll. Bei Jugendlichen ist die Chance größer, ihnen Wissen mit auf den Weg der Findung ihrer eigenen Sexualität mitzugeben. Das erkenne ich selbst immer wieder. Jugendliche sind nicht so homophob, wie sie oft erscheinen, das ist leider der Gruppenzwang und das mitgetragenen Sozialverhalten des Freundeskreis, um dazuzugehören. Ich bin der Meinung, dass die Tour einen wertvollen Teil dazu beiträgt, Diskriminierung und Intoleranz bei Jung und Alt abzubauen. Dafür wünsche ich weiterhin viel Erfolg und, die Tour ist ja gerade fleißig in Brandenburg unterwegs, viel Kraft sowie viele interessante Begegnungen und Gespräche in den Workshops.

Du bist von den Veranstalter*innen nicht mehr zur Eröffnung eingeladen worden. Stattdessen hast du die Aktion "Dein Kuss gegen Ausgrenzung" gestartet ohne die Veranstalter*innen um Erlaubnis zu bitten. Was willst du damit erreichen?

Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass es systematische Ausgrenzung bei Brandenburger Vereinen tatsächlich gibt. Die Aufgabe von Vereinen ist es gesellschaftliche Diskriminierung und Stigmatisierung abzubauen. Schade ist, das sie es intern nicht hinbekommen. Es ist doch unglaubwürdig, wenn sie es dann auf Veranstaltungen tun wollen. Jahrelang hat man sich in Brandenburg eingeredet, die Vereine hätten keine Probleme miteinander. Mit meiner Aktion möchte ich signalisieren, dass ich bei der Ausgrenzung durch Einzelne nicht mehr weggucke und auch nicht mehr schweigen will.

Hat die Aktion sinn gemacht? Das wird ja nicht jeder gut gefunden haben?

Die Reaktionen meiner 1. Aktion zur Eröffnung des LesBiSchwulen Tour 2013 waren sehr unterschiedlich. Ich bekam Zuspruch und auch negative Reaktionen. Was deutlich bestätigte, es gibt Probleme, teilweise sogar sehr massiv. Ich bin sehr dankbar, das ich mich mit unterschiedlichen Leuten sachlich und ehrlich über die Thematik austauschen konnte. Das hilft mir weiterhin meine Aktion auszubauen und weiterzukämpfen. Ich möchte nicht das es den einen "Superverein" gibt, sondern das alle Vereine Hand in Hand und auf gleicher Augenhöhe zusammenarbeiten. Das ist zum momentanen Zeitpunkt nicht möglich, weil es leider immer noch welche gibt, die sich völlig zu unrecht, bedroht fühlen und somit lieber Intrigen initiieren, anstatt das Gespräch zu suchen. Nebenbei bemerkt ist die Aktion "Dein Kuss gegen Ausgrenzung" eine Erweiterung meines Aufrufs "Mehr Glitzer für Brandenburg", welchen ich Anfang des Jahres veröffentlicht habe. Und der immer noch aktuell ist. Hierfür möchte ich mich auch herzlich bei denen Vereinen bedanken, die dieses Angebot angenommen haben.


Was wünschst Du dir für die queere Zukunft Brandenburgs?

Liebe, Frieden und ganz viel Glitzer. Beinahe hätte ich mir Toleranz gewünscht, aber niemand möchte toleriert werden, und schon gar nicht die queere Szene, sondern akzeptiert werden. Ich wünsche mir Akzeptanz für jede Facette der queeren Gemeinde ohne Ausnahmen. Wir sind kein Sonderfall oder sonst etwas, sondern ein gleichwertiger Teil der Gesellschaft. Erst wenn dies wirklich umgesetzt wird,  ist es in meinen Augen möglich, das die gesellschaftliche Diskriminierung und Anfeindung sogenannter "Randgruppen" aufhört. Erst, wenn es uns gelingt, nicht mehr unterscheiden zu müssen, sind wir hetero, homo, trans oder sonst etwas, sondern uns als Menschen sehen und auch alle andere als Menschen zu sehen, zu lieben und vorallen zu respektieren, haben wir es geschafft. Bis dahin ist es ein weiter Weg. Aber in den letzten Jahren haben wir einiges erreichen können. Lasst uns das Ziel nicht aus den Augen verlieren.


Bildergalerie


Interview: Adolar
Foto: Monika | Queer Factory

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