Sei stolz! - UPride für queere Studierende in Potsdam
Die Uni Potsdam hat nach einer langen Durststrecke ihren Regenbogen wieder. Im Juli gründete sich "UPride - lesbische, schwule, bisexuelle, asexuelle und trans Studierende und deren Freunde an der Uni Potsdam". Mit den Gründungsväterinnen sprach gayBrandenburg.de:
Was hat denn bei der Vorbereitung mehr Kopfzerbrechen hervorgerufen, die Namensfindung für die Gruppe oder ein Programm, das für nicht-heterosexuelle Studierende attraktiv ist?
Wenn man ein Projekt wie UPride neu ins Leben ruft, steht man grundsätzlich erst einmal vor mehreren Herausforderungen. Da gilt es zunächst zu klären, wie man so eine queere Hochschulgruppe zukünftig gestalten möchte und wie die eigene Zielgruppe am besten erreicht werden kann. Auf der Suche nach einem passenden Namen für unsere Gruppe, haben wir uns deshalb etwas mehr Zeit gegeben. Nach den ersten Wochen sammelten wir viele Ideen für einen möglichen Namen, mit dem sich jeder Mensch, unabhängig von seiner sexuellen Neigung, identifizieren kann.
Doch erst in UPride („Sei Stolz“) haben wir genau den Gruppennamen gefunden, der all das in einem einzigen Wort zum Ausdruck bringt, was wir den Menschen vermitteln wollen. Ursprünglich stammt dieser gefühlsstarke Begriff aus der Lesben- und Schwulenbewegung und beschreibt den Stolz und den selbstbewussten Umgang mit der eigenen sexuellen Orientierung. Denn niemand sollte sich wegen seiner Empfindungen oder seiner sexuellen Identität verstecken, sondern vielmehr mit Stolz nach außen hintragen wer man ist und wen man liebt. Zum anderen verbirgt sich hinter dem Wort UPride ein Wortspiel, denn die beiden hervorgehobenen Anfangsbuchstaben, sollen Ausdruck unserer Verbundenheit zu der Universität Potsdam sein.
Man sagt ja: "Beim ersten Mal tut‘s noch weh!". Das erste Treffen war ja ein voller Erfolg. Das 11Line war rappelvoll! Was ist das Geheimnis eures Erfolges?
UPride hat den besonderen Vorteil, dass derzeit keine weitere Gruppe für Studis mit einem vergleichbaren Konzept in Potsdam existiert. Mit diesem Alleinstellungsmerkmal schließen wir damit letztendlich eine Lücke, die gerade unter den queeren Studierenden in Potsdam auf Nachfrage stößt. Dennoch, ein bloßes Konzept allein verspricht noch lange nicht den Erfolg. Aus unserer Sicht war es deshalb erst einmal notwendig, überhaupt als Neuheit auf dem Campus wahrgenommen zu werden. Bereits im Vorfeld unseres ersten Events haben wir mit großem Enthusiasmus Werbung für das Treffen im 11line gemacht. Indem wir mit unserem Anliegen bewusst auf mehreren Hochschulveranstaltungen präsent waren, konnten wir in den direkten Kontakt mit vielen der Studierenden treten, um diese auf unser innovatives Projekt aufmerksam zu machen. Dafür haben wir letztendlich nicht nur sehr viel Zeit investiert, sondern auch sehr viel Mühe hineingesteckt, unsere Zielgruppe zu erreichen. Spätestens zum Julibeginn, als wir unser erstes Treffen feierten, waren wir sogar selber überrascht, wie gut UPride bei den Leuten ankam. Trotzdem wollen wir uns auf diese ersten Erfolge allein noch nicht ausruhen, sondern werden uns vor allem darauf konzentrieren, UPride als eine Gruppe zu gestalten, die sich auch dauerhaft unter den Studenten etablieren kann.
In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass viele Studierende der Potsdamer Uni Berlin als Wohn- und Feierort vorziehen. Könnt ihr da ein alternatives Angebot für eure Zielgruppe machen?
Eigentlich beobachten wir eher das Gegenteil. Grundsätzlich bietet Potsdam für seine Studenten sogar recht vielfältige Freizeitmöglichkeiten, die von vielen Studierenden genutzt werden. Unter all den Studenten kommt zwar nur ein Bruchteil tatsächlich aus der Landeshauptstadt, doch besonders für zahlreiche Neuzugezogene, ist Potsdam der Lebensmittelpunkt, dessen Angebot von diesen auch regelmäßig genutzt wird. Betrachtet man hingegen das Spektrum für queere Studis, stößt man allerdings sehr schnell auf einen eher begrenzten Spielraum. Zum einen zieht der Potsdamer CSD auch jährlich viele Studenten an, zum anderen leistet vor allem der „Queere Salon“ einen entscheidenden Beitrag, um das kulturelle Leben in Potsdam mit seinen vielfältigen Aktionen zu bereichern. Trotz allem fehlt es bisher an einer Gruppe, die sich vor allem für die Interessen von queeren Studis einsetzt. Unser Angebot ist daher in erster Linie auf diese Menschen zugeschnitten (wobei wir selbstverständlich jeden, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung, herzlich willkommen heißen). Damit soll UPride zukünftig eine erste Anlaufstelle für alle homo-, bi-, trans-, inter- und asexuell Studierende sein, die zudem eine Plattform bietet, um sich für das queere Leben auf dem Campus und in der Landeshauptstadt einzusetzen.
Mal von den Freizeitangeboten abgesehen, wo seht ihr Handlungsbedarf im Unialltag, um Lesben und Schwule sichtbarer zu machen?
Da das queere Angebot an der Universität im Moment noch sehr begrenzt ist, bietet sich uns ein breiter Spielraum, um sich für die queere Community hier einzubringen. Wir werden Veranstaltungen zum Tag der Homophobie am 17. Mai planen, um uns für größeres Bewusstsein und für mehr Toleranz gegenüber Lesben und Schwulen an der Uni zu engagieren. Damit zusammenhängend wollen wir auch auf Alltagsdisriminierungen an der Universität aufmerksam machen, der derzeit vor allem noch immer homosexuelle Männer ausgesetzt sind. Denn vielen Potsdamer Studenten ist nicht bewusst, dass schwule Männer nach wie vor von den regelmäßigen Blutspendenaktionen auf dem Campus ausgeschlossen sind. Es ist ihnen also nicht erlaubt Blut spenden zu dürfen. Solch relevanten Themen wollen wir zukünftig aufgreifen, um darüber zu diskutieren und an der Uni präsenter zu machen.
Neben dem sozial-politischen Engagement, wollen wir den Studenten aber auch ein kulturelles Angebot bieten, um Lesben und Schwule sichtbarer zu machen. So wären queere Filmabende im Nil, dem Studentenclub der Uni Potsdam denkbar, als auch Ausstellungen möglich, die homo-, bi-, trans-, inter- und asexuelle Themen beinhalten.
Wird es denn wieder eine Regenbogenflaggenhissung an der Uni Potsdam geben?
UPride möchte sich dafür einsetzen, um dies zu ermöglichen, damit auch zukünftige queere Studenten stolz sein können, an dieser Universität studieren zu dürfen.
Vielen Dank für das Gespräch!