[Kampala (Uganda)] Eine Flagge in schwarz-gold-rot - genau wie Belgien, dem weltweit ersten Land mit einem schwulen Regierungschef. Und als Wappentier ein schillernder Kranich mit tuntigem Krönchen und prächtigem Schwanz. Das ist Uganda. Doch wer für Schwule, Lesben und Transgender deshalb ein unbeschwertes Leben in dem Land am Viktoriasee vermutet, liegt gründlich falsch.
Der Kranich bläst Trübsal. Zwar ist - vorwiegend männliche - Homosexualität in vielen afrikanischen und arabischen Ländern ein Straftatbestand. Zwar gibt es in ganz Afrika nur ein einziges Land, das Homosexuelle in allen Punkten gleichstellt, bis hier zur Öffnung der Ehe: Südafrika. Doch Uganda ist anders. Geradezu haarsträubend. Politiker mit engen Verbindungen zu US-Evangelikalen brachten mehrfach Gesetzentwürfe zur Einführung der Todesstrafe ein, die erst mit Drohungen westlicher Staaten gestoppt werden konnten, dem Land die Entwicklungshilfe zu streichen. Inzwischen debattiert man "nur" noch lebenslange Haft statt bisher 14 Jahren. Pressekampagnen gegen schwule Terrorverschwörungen und Lesben, die an Schulen junge Mädchen verführen. Priester, die zur Abschreckung Schwulenpornos in Kirchen aufführen, sogar vor Kindern. Eine First Lady, die öffentlich erklärt, dass Männer nur schwul werden, weil ihnen das finanzielle Vorteile verschaffe. Und eine Tageszeitung, die in einer beispiellosen Outing-Aktion mit Namen und Fotos zum Mord an Homo-Aktivisten aufruft - der Schwulenrechtler David Kato wurde daraufhin in seinem eigenen Haus erschlagen. Doch der vorläufige Höhepunkt ereignete sich am Dienstag (14.02.), als der Anstands-Minister des Landes höchstpersönlich unter großem Polizeiaufgebot eine Razzia durchführte, um die Konferenz der Schwulen- und Lesben-Organisation "Freedom and Roam Uganda" in einem Hotel in Etrebbe aufzulösen. Laut einem Bericht des "Daily Monitor" drohte er sogar mit Gewalt, nahm eine Aktivistin fest und verfügte, dass künftig jede Versammlung Homo- und Transsexueller von der Regierung genehmigt werden muss. Finstere Aussichten in Ostafrika. Doch vielleicht wird eine der nächsten Razzien ja zum Wendepunkt - wie im "Stonewall Inn" in New York vor über vierzig Jahren. _Martin Bach/GayBrandenburg De